Vermögen verwalten lassen – Das müssen Sie wissen!

Neben regulären Kapitalanlagen bieten viele Schweizer Finanzinstitute die Möglichkeit einer Vermögensverwaltung an. Diese soll Anlegern ohne Mehraufwand ermöglichen, ihr Vermögen zu diversifizieren und so den maximalen Ertrag mit ihrem Kapital zu erzielen.

Vermögensverwaltung? Was ist das überhaupt?

Entscheidet sich ein Anleger, sein Vermögen von einem Finanzinstitut verwalten zu lassen, bevollmächtigt er dieses, mit dem Geld in seinem Namen zu wirtschaften. Gegen eine jährliche Verwaltungsgebühr investiert der Vermögensverwalter das Kapital des Mandanten dann je nach vereinbarter Anlagestrategie in Wertpapiere, Fonds, Edelmetalle oder sonstige Anlageformen.

Bei traditionellen Finanzinstituten werden vor Antritt des Mandats in einem ausführlichen Beratungsgespräch die Wünsche und Ziele des Mandanten geklärt und auf dieser Grundlage eine optimale Anlagestrategie erarbeitet, um diese zu erreichen. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Abwägung zwischen Sicherheit und Wachstum des Vermögens: So bieten Aktien zwar die größte Wachstumschance, sind jedoch im Gegenzug wenig abgesichert, während bei festen Anlagen wie Staatsanleihen das Gegenteil gilt. Durch regelmässige Beratungsgespräche wird der Mandant über den Status seines Vermögens informiert und kann Anpassungen an der Anlagestrategie vornehmen.

Vor- und Nachteile der Vermögensverwaltung

Der grösste Vorteil eines Vermögensverwaltungsmandats ist offensichtlich: Dadurch, dass das Kapital von einem Experten verwaltet wird, sinkt der Eigenaufwand. Ein spezialisierter Vermögensverwalter befasst sich ausschließlich mit Kapitalanlagen und kann daher besser als ein Privatanleger qualitativ hochwertige Investitionschancen erkennen und nutzen. Darüber hinaus haben viele Vermögensverwalter Zugang zu Informationen, die Privatanlegern schlichtweg nicht zur Verfügung stehen; auf diese Weise können sie fundierte Anlageentscheide fällen und sich an aktuelle Entwicklungen des Finanzmarkts anpassen, bevor dem Endkunden deren Bedeutung überhaupt klar ist.

Jedoch kostet auch die Verwaltung von Vermögen Geld. Je nach Anlagesumme berechnen Finanzinstitute daher Beträge von bis zu 2 % des angelegten Geldbetrags zuzüglich zu den reinen Kosten der Kapitalanlagen. Gerade Grossbanken verfügen zudem über eigene Fonds. Indem sie diese ihren Kunden bevorzugt in Anlagepaketen anbieten, steigern sie den eigenen Gewinn, da zusätzlich zur Verwaltungsgebühr auch Fondsgebühren eingezogen werden können. So ist es bei sicherheitsorientierten Anlageformen durchaus möglich, dass deren Kosten den gesamten Kapitalertrag regelrecht verschlingen. Bei Vermögen unterhalb einer bestimmten Summe, in der Regel zwischen einer und zwei Millionen Schweizer Franken, bieten viele Institute sogar nur eine Reihe von Standardpaketen zur Vermögensverwaltung an.

Wann lohnt sich ein Vermögensverwaltungsmandat?

Somit lohnt sich ein Vermögensverwaltungsmandat nur, wenn ausreichend Kapital vorhanden ist. Traditionelle Vermögensverwalter wie Banken bieten daher diese Option ausschließlich für Vermögen oberhalb eines bestimmten Werts an, um gewinnbringend arbeiten zu können. Zwar gibt es diesen Mindestanlagewert auch bei Online-Anbietern, jedoch fällt er dort in der Regel niedriger aus, da geringere Betriebskosten zu decken sind.

Darüber hinaus sollten Anleger, die ein Vermögensverwaltungsmandat erwägen, über das eigene Anlageverhalten reflektieren. Ein erfahrener Anleger, der die Zeit, das Wissen und den Willen hat, sein Vermögen selbst zu investieren, könnte beispielsweise nicht massgeblich davon profitieren, sein Vermögen von einem Institut verwalten zu lassen.

Traditionell oder digital?

Auch bei den einzelnen Anlageverwaltern gibt es teils massgebliche Unterschiede in Qualität und Umfang des Angebots. So schneiden traditionelle Finanzinstitute in puncto Preis und Mindestanlagebetrag im Vergleich des Finanzportals Moneyland.ch zwar schlechter ab als digitale Angebote, bieten jedoch eine individuelle, persönliche Beratung. Dies ermöglicht tradionellen Instituten eine wesentlich aktivere Anlagestrategie, die auf die Bedürfnisse des Mandanten zugeschnitten ist. Währenddessen setzen digitale Angebote häufig auf einen Robo Advisor – eine KI, die basierend auf Börsendaten und einer gewählten Anlagestrategie geeignete Fonds auswählt. Somit kann zwar günstigere Vermögensverwaltung angeboten werden, jedoch ist diese weniger flexibel; risikofreudige Anleger kommen digital also nicht auf ihre Kosten.

Neben Banken sind auch unabhängige Institute auf dem Schweizer Finanzmarkt tätig. Diese bieten den Vorteil, dass der Kunde sein Vermögen bei der Bank seiner Wahl hinterlegen kann; der Vermögensverwalter erhält lediglich eine Vollmacht, um dieses zu investieren. So besteht Zugriff auf eine Vielzahl von Anlagemöglichkeiten, die ein an eine Bank gebundener Vermögensverwalter nicht anbieten kann.

Kosten

Die reinen Kosten der Vermögensverwaltung belaufen sich im Mittel auf rund 1,4 % des Anlagewerts bei einer Anlagesumme zwischen 250000 und 500000 Schweizer Franken, wobei die Kosten für digitale Vermögensverwaltung wesentlich geringer ausfallen. Bei höheren Beträgen kommt es bei einigen Instituten zu einer Vergünstigung. Hinzu kommen Produkt- bzw. Fondskosten und sonstige Abgaben wie Stempelabgaben oder Börsenabgaben für Wertpapiere.

Wahl des richtigen Finanzinstituts

Doch nicht jeder Vermögensverwalter liefert auch Qualität, die dem Preis gerecht wird: Laut einer Analyse des ehemaligen Vorsitzenden des Verbandes Schweizer Vermögensverwalter VSV, Enzo Caputo, erzielen sogar 71 % der Vermögensverwalter nur unterdurchschnittliche Renditen. Ursachen für diesen Missstand sieht er vor allem in den hohen Verwaltungsgebühren vieler Finanzinstitute sowie falscher Beratung mit dem Ziel, ein bestimmtes Finanzprodukt zu verkaufen.

Er schlägt vor, bestehende Kapitalanlagen unter drei Kriterien zu hinterfragen:

  • Performance in Krisenzeiten wie der Corona-Krise
  • Gesamtperformance der letzten fünf Jahre
  • Höhe der Gesamtkosten, gemessen am Anlagewert

Nur wenn Verluste durch Krisen komplett vermieden wurden, der Vermögenswert in den letzten fünf Jahren um mindestens 25 % gestiegen ist und die Gesamtkosten der Verwaltung unter 1,2 % des Anlagewerts liegen, empfiehlt er, weiter mit dem Vermögensverwalter zusammenzuarbeiten.

Drei häufige Fehler bei der Vergabe von Vermögensverwaltungsmandaten

Bei Vertragsverhandlungen hat der Banker einen massgeblichen Wissensvorteil: Er kennt die Produkte der eigenen Bank und den Finanzmarkt. Somit ist der Laie geneigt, diesem Expertenwissen zu vertrauen, ohne es weiter zu hinterfragen. Dadurch unterlaufen Fehler, die Anleger teuer zu stehen kommen können.

1. Beratungsgespräche alleine führen

Der Berater bei einer Bank steht unter dem Druck, ein Produkt verkaufen zu müssen. Daher kommt es vor, dass er nicht im Sinne des Kunden berät. Ein unabhängiger Vermögensverwalter schafft Abhilfe und liefert eine dringend notwendige zweite Meinung zur angebotenen Kapitalanlage.

2. Standardverträge unterschreiben

Kunden gehen oft davon aus, dass das Angebot der Bank final ist. Gerade bei grossen Geldbeträgen besteht jedoch in der Regel Verhandlungsspielraum für All-Inclusive-Pakete. Anstatt blind zu unterschreiben sollten daher alternative Angebote eingeholt und mit einem unabhängigen Berater besprochen werden, um eine fundierte Basis für Verhandlungen zu erhalten.

3. Auf Augenwischerei hereinfallen

Wer sich schon einmal beraten lassen hat, kennt das Szenario möglicherweise: Der Berater demonstriert anhand von Excel-Tabellen und bunten Grafiken, wie die Anlage sich entwickeln könnte; auf Rückfragen gibt es – wenn überhaupt – nur ausweichende Antworten. Dies ist ein schlechtes Zeichen und sollte Anlass geben, genauer nachzuhaken und nach Beispielen aus der Praxis und Referenzkunden zu verlangen.

Zwar gibt es schlussendlich keine Patentlösung – Finanzinstitute liefern nicht zwingend gleichbleibende Qualität -, jedoch können durch Vermeidung dieser Stolperfallen bereits die schlimmsten Fehler bei der Vergabe von Vermögensverwaltungsmandaten abgefangen werden. Grundsätzlich gilt es dabei, lieber mehr Angebote und zweite Meinungen einzuholen als sich von einem einzelnen Institut einwickeln zu lassen.