Erinnerungen an das Projekt Edition Mariannenpresse

Berlin-Kreuzberg ist seit Günter Bruno Fuchs, I V. O. Stomps und den “Rixdorfern” als West-Berliner Zentrum der Handpressen und ihrer Sammler bekannt. In dem Stadtteil findet man unter anderem die Druckwerkstatt des Berufsverbandes Bildender Künstler. Neben diesem gibt es eine große Anzahl privater Druckwerkstätten.

Hier entstanden -bis zur Einstampfung der Organisation nach 29 Jahren- die Bücher der Edition Mariannenpresse, die als ein Projekt der öffentlichen Kunstförderung von der Neuen Gesellschaft für Literatur mit Unterstützung des Berliner Senats betrieben wurde.

Künstler und Schriftsteller sollten bei der Edition Mariannenpresse durch Projektförderung die Gelegenheiten erhalten, Mappen, Bücher, Textplakate und weitere Druckwerke nicht nur getreu ihren Vorstellungen, sondern auch unter ihrer Mitarbeit bei der Herstellung des Druckwerks zu verwirklichen.

Eine mit Bedacht ausgewählte Jury des BBK und des Schriftstellerverbandes überwachte die Offenheit und die Unabhängigkeit der Edition Mariannenpresse und war für alle künstlerischen Tendenzen und Entscheidungen mitverantwortlich.

Künstler und Autoren bekamen die Möglichkeit ihr Werk in einer geringen Auflage zu publizieren. Die Auflage war ursprünglich auf 250 Exemplare beschränkt, wurde jedoch imimages (1) Laufe der Jahre auf maximal 350 Angehoben. Da bei einigen Werken der Druckaufwand sehr hoch war und die Autoren und Künstler beim Druck angewiesen waren selbst Hand anzulegen wurden einige der Publikationen nur in der minimalen Auflage von 80 Exemplaren verlegt.

Nach dem Wegfall der Fördermittel und der relativ geringen Verkaufszahlen konnte das Projekt Edition Mariannenpresse nicht mehr erfolgreich betrieben werden. Der Herausgeber Hannes Schwenger beschloss die Reihe nicht mehr fortzusetzen. Für die Berliner Kunstszene und vor allem dem Stadtteil Kreuzberg rund um den Mariannenplatz war dies ein herber Verlust.

In dreißig Jahren wurden mit der Edition Mariannenpresse 129 Projekte und Drucke als Erstausgaben junger Berliner Künstler verwirklicht. Bis auf einige wenige Exemplare ist die die komplette Auflage aller Drucke in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin (UB) archiviert. Einige der Werke sind in regelmäßig in Sonderausstellungen in und um Berlin zu besichtigen.